Seidewinkel (sorb. Židžino) - ein kleines Dorf in der Lausitz !
Mit seinen 581 Einwohnern (31.12.2000), bildet das Dorf Seidewinkel mit der Kolonie Seidewinkel eine Einheit - wenn auch räumlich getrennt. Es grenzt an den Nordrand der Stadt Hoyerswerda, liegt links der nach Spremberg führenden Chaussee (B97) Hier leben seit „ewigen Zeiten“ Sorben und Deutsche im friedlichen Miteinander. die Generationen leben seit jeher eng beieinander, gegenseitige und nachbarschaftliche Hilfe und Verständnis waren und sind Erfordernisse unseres Alltags. Die Selbstverständlichkeit der sorbischen Sprache im täglichen Umgang finden wir heute in unserer Gemeinde fast nur noch bei der älteren Generation. Die sorbischen Trachten in ihrer Vielfältigkeit werden fast nur noch zu besonderen Gelegenheiten getragen.
Eingebunden in den alltäglichen Ablauf des Dorflebens wachsen unsere Kinder und Jugendlichen heran. Von klein auf vertraut mit den Sitten und Bräuchen, sind sie mit aktive Träger des kulturellen Lebens und fördern gleichzeitig den Zusammenhalt untereinander.
Uns ist es wichtig, Altes zu bewahren, Interesse und Verständnis für Bräuche und Sitten bei unseren zahlreichen „Neubürgern“ und Gästen zu wecken.
Die Arbeit, als Existenzgrundlage der Menschen, war in der Vergangenheit nicht leicht. Besonders mühsam auch die Arbeit unserer Bauern - der Boden ist sandig und nicht besonders ertragreich. Kleine (unter 5 ha) und mittlere (5-10 ha) bäuerliche Wirtschaften waren in der Mehrzahl. Man war auf einen Nebenerwerb in der Glasindustrie, auf dem Bau, im Wald, bei der Eisenbahn und im Bergbau angewiesen, um den Unterhalt der Familie zu sichern. Nur wenige Wirtschaften besaßen über 10 ha Bodenfläche und konnten sich Knecht und Dienstmagd halten. Die bäuerliche Arbeit, jene unmittelbare Verbindung vom Menschen zur
Natur, zur Erde, zur Pflanze und zum Tier hat sich durch den Einzug der Technik gewandelt. Wer mäht sein Korn noch mit der Sense, wer bindet die Garben noch mit der Hand? Nur selten hört man das gleichmäßige Klopfen der Hämmer beim Dengeln. Man hört heute auch nicht mehr den eindringlichen Rhythmus der Dreschflegel, mit denen das Korn in der Scheune gedroschen wurde.
Im Rahmen der „Generalkollektivierung“ erfolgte 1960 eine massive Werbung zum Eintritt in die LPG - die Praktiken zur „Überzeugung“ waren recht unterschiedlich. Die Geschichte der Landwirtschaft ist in den folgenden Jahren durch die Bildung von LPGen, zwischengenossenschaftlichen Einrichtungen (ZGE) und Kooperationsgemeinschaften(KOG-KAP) nur in enger Gemeinschaft mit den umliegenden Dörfern zu sehen.
Die „Wende“ 1990 brachte für unsere Landwirtschaft gewaltige Umstrukturierungen - die „soziale Marktwirtschaft“ forderte Arbeitsplätze und brachte uns auch in der Landwirtschaft die ersten Arbeitslosen. Die einstmals in die LPG eingebrachten Flächen gingen an die Eigentümer zurück. Eine eigene Bewirtschaftung war für viele Höfe nicht mehr möglich. Die Flächen wurden verpachtet, von der neu gegründeten Agrargenossenschaft bearbeitet oder fielen unter die von der EU festgelegte Prozentzahl der stillgelegten Flächen.
In Seidewinkel finden wir heute nur noch in wenigen Ställen Großvieh zur Zucht. In jedem Fall nur im Nebenerwerb - meist zum Eigenverbrauch und „weil die Ställe und das Futter nun mal da sind!“